Auftritt der Ausgemusterten

Es gibt die Theorie, die ich in einer viel zu langen Nacht mal zurechtgebastelt habe, dass das Wetter zum Beginn des alljährlichen Waltroper Parkfests so scheisse wird/geworden ist, weil dereinst, als das Dattelner Kanalfest noch nach dem Waltroper Event angesiedelt war, die Wetterkapriolen haargenau so verschwurbelt waren, wie sie sich gestern (und überhaupt an diesem Wochenende) zeigten: regnerisch, viel zu kalt für August und überhaupt. Als die Parkfestleitung dann einst entschied, den Termin vorzuverlegen, lachte der gemeine Wettergott nur und liess Spott, Hohn und jede Menge Regen darniederprasseln. Dieser zeitliche Ausflug dauerte nur ein Jahr, das Wetter jedoch blieb seitdem so unfreundlich wie bisher zu den Kanalfestival-Zeiten. Das habt ihr nun davon, Waltrop(er).

Wie auch immer: gestern gab es drei zirkuszeltüberdachte Musikveranstaltungen namens Chefdenker, Spitfire und die Seniorentruppe Normahl, um einem buntbemischten, viel zu jugendlichen (nich wahr, Maks) Publikum mal wieder die Ohren durchzupusten.

Nach einem grossartigen 0:0 des FC 96 (Bericht irgendwannwiewo dort) fuhr man mit in Teamstärke Richtung Ostvest, wo es zur Ankunft direkt anfing zu regnen. Ohne es zu erwarten treffe ich dann alte Kollegiatinnen und sonstige Einheimische (cheers, Grolle + Dabel!), hach Kinners, wie die Zeit vergeht.

Das denkt man sich auch beim betreten des Zelts, in dem die Jugend sich zum wohlfeilen Ringelpiez mit Anfassen versammelt hat. Chefdenker machen alles richtig in dieser Situation und ver'zaubern' mit Entkleidungs-, Turn-, Verwandlungs- und sonstigen Kunststücken die Menge. Man freut sich, trinkt ein wenig und fotografiert. Wobei erwähnt werden muss, dass die beiden vorm Zelt drapierten Teutonia Waltrop-Bierstände (einer davon gemein getarnt, was jedoch noch rechtzeitig entdeckt wurde) bei uns keinen Pfennig verdienen konnten. So ja nu nich, Sportsfreunde.

Spitfire brachten klassischen Ska zu Gehör, leider wurde die Zeit aus unerfindlichen Gründen fast nur vor als im Zelt verbracht. Vielleicht hat's gerade nicht geregnet oder so ...

Um der Überschrift des ganzen hier einen Sinn zu geben: die Punksenioren von Normahl (lange Haare anner Gitarre - das ist wohl mittlerweile ein Muss bei solchen Bands, hm?) schien dieses Jungbrunnenpublikum, welches wirklich jeden, jeden, jeden Song mitplärrte, zu benötigen, auch wenn die seltsamen Tanzeinlagen des Sängers (krampfhaftes Festhalten des Mikros (rechts), sinnfreies herumschlendern des zweiten Arms (links)) eher an Alzheimer denn an widerständige Punkrockhistorie erinnerte. Immerhin kam ich so in den zweifelhaften Genuss von Musike, die ich in meiner Jugend nicht zu hören brauchte.

Auf die Sekunde genau endete der Altenheimgig mit den ersten Böllern des parkfestabschliessenden Feuerwerks. Aahs und Oohs allenthalben - nix wie wech. Is schon Silvester oder was? Das Geballer konnte man dann auch vom sehr flugs sich abbauenden Kirmesmarktplatz begutachten um schnellstmöglichst mit dem letzten Bus zurück Richtung Zivilisation.

Essen. Original. Glasfrei.

Kakke. Erstmal sollte man 'n Artikel nicht gleich mit ner Unflätigkeit beginnen, und zweitmal nicht, wenn man gar nicht motiviert ist. Also fast so wie Maks (der hat wenigstens 100e von Fotos gemacht, hui. Hat ja auch (wieder mal) ne neue Kamera, jaha.)

Aber was willste auch zu 'ner Veranstaltung sagen, die mit solchen Schildern auf die Illegalität des Durstlöschens per Eigengetränke hinweist?
Verbotsschild bei Essen Original

Eben. Hinzu kommt, dass bis auf Alpha Boy School, bei denen ich eigentlich dachte, dass ich die bis ans Ende aller Tage nicht mehr würde sehen wollen können (osä), Sound und Stimmung (meinerseits) in Ordnung waren. Die danach musizierenden Schrottgrenze (Pop!) und Muff Potter (null Bissigkeit) konnten (mich) einfach nicht mehr überzeugen. Mag vielleicht auch an dem einen oder anderen Kaltgetränk gelegen haben. Und mit S. hab ich's mir auch noch verscherzt. Kakke.

... die längste Leitung

Nicht zum ersten Mal kommt der Autor dieser Zeilen mit einer Artikelidee lang zu spät: erst macht Kollege M. den gar nicht so schlechten Wortwitz »Märtyrer - Mehrtürer«, meiner einer lacht gut was wech, eine Idee zum verwursten des Wortzusammenhangs entsteht und entschwindet ins Kurzzeitgedächtnis.

Heute dann endlich die Umsetzung der lang verdrängten Idee gehabt, nachdem erstmal wieder Flyer von Nazospacken vom Rudi H.-Gedächtnismarsch palavern, will diese Idee umgesetzt werden, allein - es fehlt das passende Motiv. Schwupp, steht es heute in Form eines tarnfarbenen (!) Opel Kadett im Weg und wird flugs geschossen.

Vorm heimischen Rechner dann mal schnell nachschaun, ob und wer denn schon auf ähnliche Ideen gekommen sein könnte - Ernüchterung ob der zahlreichen Ergebnisse allein in bezug auf Forennicks. Aber die relativ guten Beiträge dazu sind auch nicht zu verachten.

Trotzdem - danke für die Eingebung, M.
(PS: vllt. lässt sich ja der genialistische Zeichner vonner Waterkant dazu hinreissen, was zu Papier zu bringen ...)

»Was wir wollen - mehr Kontrollen!«

Das Thema der Videoüberwachung in der Dortmunder Kneipe Louisiana hat anscheinend nur in der heimischen Westfälischen Rundschau ein paar Wellen geschlagen. Leider sind die Artikel nicht (mehr) online verfügbar, wozu auch ein Archiv einrichten, gelle. Ich versuche mal, die mir vorliegenden Artikel zusammenzufassen.
Fotos der Aussenkameras am Louisiana, Dortmund

Angefangen hat alles mit dem Beitrag vom 12. August, in dem darüber berichtet wird, dass das Louisiana eine Videoüberwachungsanlage installiert hat und plant, diese demnächst in Betrieb zu nehmen. Ein Mitarbeiter äussert sich dahingehend, dass er in einem anderen Betrieb ('Henry's Griddle') schon zweimal überfallen worden sei und die Installation im Louisiana als reine Sicherheitsmaßnahme anzusehen sei, da der Trend im Gastrobereich dahingehen würde.
Laut Bericht würden die Aufnahmen acht Stunden gespeichert und danach gelöscht - um im Fall der Fälle Beweismaterial für die Polizei zu haben.

Auf die Überwachung wird mittlerweile (Foto folgt) per Aufkleber an der Eingangstür hingewiesen; trotzdem bliebe, so der Artikel, bei den Gästen ein mulmiges Gefühl, was die Inhaber denn wohl überwachen resp. beobachten würden wollen.

In einem Kommentar auf der gleichen Seite spricht WR-Redakteur Gerald Nill sich gegen die Überwachung von Privatbetrieben aus, ist aber grundsätzlich wohl für die Videokontrolle von »neuralgischen Punkten, [z.B. am] Flughafen«. Auch bei ihm stellt sich die Frage, was mit den aufgezeichneten Daten von privaten Überwachern wohl geschieht.

Am 15. August kommt in der WR ngg-Dortmund-Geschäftsführer Manfred Sträter zu Wort. Er weiss zu berichten, dass die Mitarbeiter im Louisiana mögliche Kündigungen zu befürchten hätten, wenn sie eine Einverständniserklärung zur Videokontrolle nicht unterzeichnen würden (siehe auch bei mir). Leider hat die ngg den Artikel aus der WR wieder von ihrer Website entfernt.

Am 17. August greift die Ruhr-Nachrichten das Thema mit einem zusammenfassenden Artikel auf, in dem auch wieder der ngg-Mensch zitiert wird. Ebenfalls kommt »der stellvertretende Manager des Franchise-Unternehmens« zum Thema zu Wort:

Das habe alles seine Richtigkeit, betont der stellvertretende Manager des Franchise-Unternehmens, Bobtchev. Seinen Vornamen wollte er nicht nennen. Nur so viel: "Wir leben in einem Supermedienzeitalter. Wir waren immer einer der ersten Betriebe, die Neuerungen einführten. Es dauert aber noch, bis die Kameras in Betrieb genommen werden können. Sie müssen erst justiert werden. Ich schätze, zum Monatsende ist es so weit." Der Betriebsrat sei gefragt worden, beeilt er sich, und ergänzt: "Die Mitarbeiter waren einverstanden."

Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Dt. Hotel- und Gaststättenverbandes zeigt sich in dem Artikel erstaunt über das Vorhaben des Louisiana, war dies dort doch bisher gar nicht bekannt. Die einzige ihm bisher bekannte Kneipenüberwachung in Dortmund existiere nicht mehr, so der Artikel weiter. Abschliessend äussert er sich zur Effektivität der Maßnahme mit den Worten:

»Auf Räuber von außerhalb, glaubt er, hätten Kameras keine abschreckende Wirkung: "Die ziehen sich Masken über."«

Ebenfalls am 17. August erscheint in der WR der Artikel »Nicht überall sind Kameras erlaubt«; hier geht die Autorin Silke Hoock auf die rechtlichen Aspekte von privater Videoüberwachung ein und verweist auf Artikel 6b des Bundesdatenschutzgesetzes, welcher diese Maßnahmen regelt. Laut Nils Schröder, Öffentlichkeitsmitarbeiter beim Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit NRW rechtfertige sich eine private Überwachung nur, wenn es »in der Gaststätte Vorfälle gegeben« habe, die z.B. durch eine gezielte Mitarbeiterschulung nicht hätten verhindern lassen bzw. nicht genauso 'effektiv' seien (wie die Videoüberwachung).
Da eine Installation von Kameras nicht meldepflichtig sei, werde diese auch nicht geprüft; erst wenn sich Gäste oder Mitarbeiter beschweren oder an die Datenschützer wenden würden, würde geprüft. Die Kamera, die im Louisiana in der Küche (!) installiert sei, sei dann unzulässig, wenn hier einzig Leistungs- und Verhaltenskontrolle der Zweck wären.

Ebenfalls geht Schröder davon aus, dass die geforderte Freiwilligkeit des Einverständnisses der Mitarbeiter im Louisiana durch das Arbeitsverhältnis nicht gegeben sei - womit die Überwachung gegen das Arbeits- und das Datenschutzrecht verstossen würde.

Abschliessend wird die Pressesprecherin des Landesdatenschutzbeauftragten zitiert, wonach in der Kneipe kamerafreie Bereiche existieren müssten, damit Besuchende die Wahl hätten, sich filmen oder halt nicht filmen zu lassen.

Als letzten Artikel gibt es noch die mit »Dortmunder Ansichten« überschriebene Kolumne zum Thema (die derzeit noch online, aber nicht permanent erreichbar sein wird, daher kein Link). Hier vermutet Autor Jürgen Potthoff hinter der Überwachung ironisch und merklich bemüht-lustig, dass hinter verschiedenen Kameralinsen mal der nordkoreanische Geheimdienst, 'ne Partneragentur oder D. Bohlen auf Deutschland-Star-Jagd stecken würde(n), und schliesst mit der Behauptung, dass die Louisiana-Augen sich verflüchtigen würden, wenn nur genügend sangesfreudige vor selbigen ihr »Können« unter Beweis stellen würden (stellt sich bei mir die Frage, warum es weiterhin Casting-Shows für Anti-Gesangstalente und Karaokeabende in irgendwelchen Kaschemmen gibt, wenn die obige Annahme funzen würde ...).

Bleibt zusammenfassend zu konstatieren, dass das Louisiana zwar kurzfristig in aller (Zeitungs-)munde war, und auch Besuchende gewisse Bedenken äusserten, mit gegenläufigen Artikel wie dem Kameras herbeischreibenden von sp0n oder weiteren 'Koffer'funden in Bahnhöfen oder sonstigen öffentlichen Plätzen auch dies nur ein kleines Zwischenhoch für die kritische Öffentlichkeit war, die weiterhin selbstbestimmt über ihre Daten verfügen und ebenso frei entscheiden möchte, wo und wann sie von wem zu welchem Zwecke gefilmt wird.

(PS: Überschrift der Düsseldorfer Bonzenparade von 2000 entliehen)

Das baut auf!

Kein Bock mehr auf die (derzeitige, aktuelle, überhaupt) Knechtschaft? Die Kolleg/innen nerven alle nur, die hohlen Phrasen füllen ganze Städte von Dummschwätz?

LowMorale fasst all diese und noch viel mehr Unerträglichkeiten des Büroarbeitsdaseins in kleinen, fiesen, sarkastischen, alles beendenden Flashfilmchen zusammen, die jeweils mit diesem aufbauenden Startbildschirm beginnen:
Screenshot von lowmorale.co.uk

Wie passend, dass ich mich gerade mit den Schriften von Krisis (Feierabend! - .pdf-Datei, Manifest gegen die Arbeit) und den glücklichen Arbeitslosen herumschlage auseinandersetze.
(PS: gefunden bei flash.plasticthinking.org)