wm2006 - Woche eins

Eine Zusammenfassung der ersten Woche des spochtlichen Grossereignisses aus reichlich subjektiver Sicht (wer hätt's gedacht). Zur visuellen Begleitmusik ruhig mal das dazugehörige flickr-Set anschauen.

Eröffnungsgedudel und Gruppenspiel

Eröffnungsmatch Gastgeber vs. exotischer Aussenseiter. Beim Einstieg in die Strassenbahn direkt in drei Urteutsche gestolpert, die in der Tür stehend sich - hach wie lustig - mit schwarz-weiss-roten Farben die Bäckchen verschönerten. Thorhammer inclusive. Ich könnte kotzen.

Volle Hütte am 'public viewing'-Ort Rathaus-/Friedensplatz. Die Stadtreinigungskompanie leistet Überstunden und verpackt den pfandenen Umsatz eines guten Monats auf ihre Wagen. Da können die pfandsammelnden Einzelkämpfer, die über die Woche verteilt immer wieder auftauchen, kaum was gegen ausrichten. Allerdings kennen diese auch keine Gnade und stochern und stampfen in(!) den Müllcontainern herum. Interessanterweise suchen die Leute meist nur die Plastikpfandflaschen - das erspart einiges an Schlepparbeit. Verstehe.

Die Eingänge zum Platz sind unterschiedlich stark frequentiert - je nach Lage zur Innenstadt. Insgesamt gibt es davon drei, einer Richtung U-Bahn-Haltestelle Stadtgarten und zwei Richtung City (Betenstrasse/Olpe bzw. Balkenstrasse/Prinzenstrasse). Ich hänge ein wenig davor ab und schau mir den Trubel an - freiwillig zur Sardine zu mutieren um ein Deutschland-Spiel zu sehen ist nicht mein Ding.
Dafür gibt es rund um die Reinoldikirche mehr oder weniger 'freie' Übertragungen auf Bildschirmen unterschiedlicher Grösse und Sichtqualität. Der Bier'garten' des »Tanzcafé Hösel« weiss mit einem recht grossen Plasmabildschirm und beschirmten Sitzgelegenheiten in der gesamten Woche zu überzeugen.

Nach Abflauen des deutschen Fanstroms vom Rathausplatz geht's dort Polen - Ecuador schauen. Hier steht man in der ersten Reihe und ich weiss jetzt, warum es heisst, dass man vom Fernsehschauen eckige Augen kriegen kann - bei der Pixelgrösse. Uargh.
Über das Match legen wir mal besser den Mantel des Schweigens.

Alternative Übertragungsorte

Argentinien - Elfenbeinküste an drei verschiedenen Orten zu schauen versuchen - dürfte auch noch keine/r geschaft haben. Ich übrigens auch nicht. Am Friedensplatz war nix wirkliches los, also auf, die alternativen Locations checken: der Fanpark West des fzw weiss durch keine Aussenübertragung im Biergarten zu überzeugen - laut Eingangsmensch der Lautstärke und widerporstiger Nachbarschaft geschuldet. Drinnen gibt's die obligatorischen Security, ein Konzert in der Halle (No-Go-Area für wm-Zuschauer) sowie drei kleine Bildschirmchen rund um den Theken-/Eingangsbereich. Grossartig: das hauseigene Flaschbier wird extra in Plastikbecher umgefüllt! Und ist, wenn mich nix täuscht, 20 Cent teurer als zu normalen Zeiten. Abhaken und wech!

Weiter gen West - der Westpark bietet mit Café Erdmann eine weitere Open Air-Location. Dezent abgesperrt mit 2 m hohen Baugittern schaut eine nicht geringe Anzahl Fans die letzten Minuten vom Spiel. Und ich treffe auf einen Kollegen aus'm Kolleg, den ich seit der Abizeit nicht mehr gesehen habe.

Tote Hose in der Fanhall(e)

Dass ich mir aber auch immer solche nicht repräsentativen Tage aussuchen muss! Mexiko - Iran lotste gerade mal eine Handvoll Interessierter in die fürchterlich leeren Westfalenhallen zwei und drei - in der eins spielte (an zwei Tagen) Red Hot Chili Peppers; bis einige der Fans (Karte: 50,- EUR/Abendkasse) ihren Platz im Leben Fansein gefunden haben (nämlich vor Halle eins) vergingen einige interessante Viertelstunden. Nicht wenige der Leute verwirrte die geöffnete Halle zwei, obwohl dort in recht grossen Lettern Fanhalle drüber stand. Naja, Fan ist halt doch nicht immer Fan.

Die Einlasskontrolle beschränkte sich hier, ganz im Gegensatz zum Rathausplatz, aufs kritisch mustern. Schon war man durch. Viel interessantes zu schauen gab's nicht, Halle zwei wurde von einem gruseligen - äh - 'DJ' mit Kirmestechno vollgedröhnt und die kilometerlangen Merchandisestände präsentierten hier ihren Plunder. Rechter Platz so.

Das Bier (Anheuser-Busch!) kostete gebückte 4,- EUR, alternativ wurde jedoch auch Hartalk (Vodca, Whisky) in geringeren Mengen angeboten. Hab ich die penetrante Anwesenheit von Werbepartnern und Gedöns schon erwähnt? Widerlich, echt. Und Premiere gab's zu schauen, auf einem fürchterlich schlecht ausgeleuchtetem Leindwanddings. Pixelalarm again.

wm auswärz, Teil 1

Mit Genosse D. ging's Richtung Bochum, erstmal die hippe Feiermeile klarmachen. Ebenfalls tote Hose hier. Muss wohl andauernd am jeweiligen Spiel (hier: USA - Tschechien) liegen - ? Whatever, im Freibeuter gab's einen zu kleinen Monitor und noch hipperes Astra Plörre für zuviel Asche.

Flugs in die U-Bahn zum Ruhrstadion und dort die zweite Halbzeit antun. Schatten-fernsehen. Premiere. Leere Osttribüne. Die für die Website zuständige Fotografin lässt die anwesenden vier Tschechen kameratauglich jubeln, um Stimmung zu imitieren.

Ich lass mich breitschlagen, weiter gen Castrop (!) zu ziehen, im dortigen leerstehenden Parkbad Süd lässt sich vortrefflich grossbildschirmen. Nur die Getränkepreise arten hier wieder aus: 2,50 EUR (incl. selbigen Pfand) für meiner Meinung nach nicht mal bleihaltige Sauerlandmarke ist nicht sehr fanfreundlich. Liegt vielleicht an dem Laden, wer weiss. Insgesamt jedoch erstaunlich schick unaufgeregt. Nur das Erreichen der letzten Heimfahrtmöglichkeit stresste ein wenig. Hier muss man noch nacharbeiten.

Ausnahmezustand: Deutschland - Polen

Hier wär eigentlich ein eigener Beitrag angebracht, aber ich fasse mal übersichtlich zusammen:
mit drei Kollegen im Schlepptau die Massen (man spricht und schreibt von 100.000 Leuten) von deutschen und polnischen (sowie sonstigen) Fans begutachten, zwischendurch viel zu warme Getränke erstehen. Am Alten Markt sieht das geübte Auge erlebnisorientierte Personen herumstromern, auch die Reichskriegsflagge ist dabei. Beim Absingen der Deutschlandhymne wird zwar auf die dritte Strophe, jedoch nicht auf das viel zu offensichtliche Heben des rechten Armes verzichtet. Keine Stunde später wimmelt es dort von Team Green, die, den dezent umgestalteten Platz unter Kontrolle, alles sehr kritisch beäugt und auch Unbeteiligte am Rande mal eben kontrolliert. Hier irgendwo gehen mir die Kollegen dann verlustig, ich schlage mich bis zum Ende des Matches mehr oder weniger allein durch. Seltsamerweise sind viele der Fotos zu sehr verwackelt, als dass man die noch veröffentlichen könnte, deshalb fehlen die wohl bei flickr. Nunja.

Beim oben erwähnten Hösel's Biergarten gärt nochmal die Stimmung, Team Green läuft auf und provoziert meiner Meinung nach allein durch Anwesenheit. Kann mich auch täuschen, hört man doch kurz vor Ende des Matches allzu teutsche Sprüche wie »Zick zack Zigeunerpack« dahersalbadern. Die polnischen Fans lassen sich jedoch nicht provozieren, trauern eher der viel zu schnellen Abreise voran.

wm auswärz, Teil 2

Heute: Gelsenkirchen(-Buer). Das sehr ungeschickt liegende Ernst-Kuzorra-Stadion ist Leinwand-Übertragungsort der Spiele in Schalketown. Nicht mein Ding, sag ich, fahr zur Arena auf Schalke, für die gar der Verkehrsverbund den Namen der Haltestelle in den des aktuellen Namensgebers geändert hat. Pfui auch.

Schnell ein Mini-Panorama vom stehplatzbegrünten alten Parkstadion schiessen und weiter Richtung Buer, ins 11Freunde-wm-Quartier »Lokal ohne Namen« (für Insider auch 'Fuck'). Dort tobt, als hätt ich's geahnt, erneut niemand beim Spiel Ecuador - Costa Rica. Somit bleibt mehr Zeit zum Fachsimpeln mit dem Wirt und einem weiteren Gast. Zum Match England - Trinidad + Tobago füllt sich die Hütte ein wenig mehr; wie berichtet wird, merkt jedoch der Norden Gelsenkirchens eher wenig bis gar nichts von der 'auf Schalke' stattfindenden wm. Dem setzt man gekonnt mit ausgewählten Bierspezialitäten aus den Teilnehmerländern und einem Test derselben am kommenden Samstag ein kulturelles Highlight entgegen. Laut Aussage soll Tom Angelripper (Sodom, Onkel Tom) dort mit verköstigen.

Wir harren dem Ende der Vorrundenspiele und der Auslosung der K.O.-Runde.

Bisher gab es 1 Kommentar(e):

  1. böser fauxpas – buer gehört nicht zu gelsenkirchen, das ist ein elend für sich!

    [m.] | 9. September 2006, 05:39